Erstmals Dependence im UNESCO-Welterbe Grube Messel

Wegen Corona fällt die Biennale diesmal kleiner aus, doch mangelt es nicht an Attraktionen – Vom 15. August bis 4. Oktober beteiligen sich Künstler aus acht Ländern an dem weltweit beachteten Kulturevent

Darmstadt, 22. Juli 2020. Den Corona-Virus nimmt Kuratorin Ute Ritschel ernst, doch opfert sie ihm nicht ihre Pläne. Und die heißen: Der 10. Internationale Waldkunstpfad findet wie vorgesehen vom 15. August bis 4. Oktober im Forstrevier am Böllenfalltor statt. Natürlich unter Coronabedingungen: kleine Gruppen bei den Führungen, Abstand mindestens 1,5 Meter, alles unter freiem Himmel. Das individuelle Kunsterlebnis beim eigenständigen Bummel durch das Gelände ist sowieso frei von jedem Ansteckungsverdacht.

Wenn am kommenden Montag, 27. Juli, die tags zuvor eingetroffenen Künstlerinnen und Künstler auf dem Waldkunstpfad am Böllenfalltor und im Internationalen Waldkunstzentrum IWZ in der Ludwigshöhstraße 137 mit der Arbeit beginnen, sind es – auch das geht auf das Konto von Corona – weniger Teilnehmer als in den vergangenen Jahren. Auf genau 15 Künstlerinnen und Künstler bringt es der diesjährige Waldkunstpfad, dessen runder Geburtstag eigentlich so richtig hätte gefeiert werden sollen. Für eine größere Beteiligung fehlte dem veranstaltenden Verein für Internationale Waldkunst e. V. jedoch schlichtweg das Geld, unter anderem, weil wichtige Spendenprojekte wie der Waldkunstflohmarkt abgesagt werden mussten. Ein Übriges taten die Reisebeschränkungen. Doch auch die Zahl von 14 neuen Kunstwerken, die sich nun zu den etwa 30 älteren Exponaten aus den vergangenen Waldkunstjahren gesellen, kann sich sehen lassen. Gemeinsames Motto in diesem Jahr: Kunst/Natur/Identität.

Aus der Not hat Ute Ritschel fix eine Tugend gemacht und frische Akzente gesetzt. Bedeutendste Innovation ist die Erweiterung des Waldkunstpfades um einen zweiten Standort, dem Gelände des UNESCO Welterbes Grube Messel. Wo Forscher nach Fossilien graben und seltene Funde im Besucherzentrum zu bewundern sind, können ab 13. September bis zum Ende der Veranstaltung am 4. Oktober Kunstwerke von Barbara Beisinghoff, Waltraud Munz-Heiliger und Roger Rigorth betrachtet werden. Etwas abgewandelt lautet in Messel das Motto Kunst/Wald/Fossil.

Neben der von Dr. Marie-Luise Frey geführten Welterbe Grube Messel gGbmH, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, zählt der UNESCO Geopark Bergstraße-Odenwald zu den Kooperationspartnern des Waldkunstvereins. Aus der Zusammenarbeit mit Geschäftsführerin Dr. Jutta Weber resultierten in den vergangenen Jahren mehrere BankART-Projekte – Kunstwerke, auf denen man sitzen und sich ausruhen kann. Gefördert durch das EU-Projekt Ruritage, das zur Integration und Verständigung von Menschen aus aller Welt beitragen möchte, kommen dieses Jahr unter anderem zwei neue BankART-Projekte hinzu.

Bulgarien, Côte d’Ivoire/Elfenbeinküste, Italien, Japan, Niederlande, Portugal, Türkei und Deutschland – trotz der Beschränkungen wird die Biennale mit Teilnehmern aus acht Ländern ihrem internationalen Anspruch gerecht. Beim öffentlichen Künstlersymposium während der drei Wochen bis zur Eröffnung können Waldbesucher und Kunstfreunde miterleben, wie die Ausstellungsstücke entstehen. Noch besser lernt man die Künstler bei den drei Mittwochsforen im Waldkunstzentrum kennen. Am 29. Juli sowie am 5. und 12. August plaudern sie jeweils ab 20 Uhr kurzweilig über ihr Kunstverständnis und zeigen vorbereitete Präsentationen früherer Werke.

Insgesamt 2,6 Kilometer lang ist der Rundweg des Waldkunstpfades, der in den vergangenen Jahren vom Infostand über den Goetheteich zur Ludwigshöhe führte und von dort zurück zum Ausgangspunkt. Weil die Ludwigshöhe aber in diesem Jahr wegen Baumaßnahmen als Ausstellungsfläche nicht zur Verfügung steht, wurde der Weg unterhalb der Anhöhe für die Kunst aktiviert. Auch im Hinblick auf die Eröffnung musste sich Ute Ritschel umorientieren. Am 15. August um 15 Uhr fällt nicht wie gewohnt auf dem Bessunger Hausberg der Startschuss, sondern auf dem Platz vor Anne Berlitts verträumtem Kunstwerk Luftschloss – dort, wo die Künstler während des Symposiums gemeinsam ihr Mittagessen einnehmen. Hier steht auch der Kinderbauwagen, Herz der Waldkunst-Workshops: Bis 4. Oktober sind Familien sonntags von 14 bis 17 Uhr eingeladen, unter künstlerischer Anleitung kostenfrei Waldmobiles und andere kreative Dinge selbst herzustellen.

Auf dem Rundweg kommen die Waldbesucher und Kunstfreunde mit ganz unterschiedlichen Installationen, Aktionen, musikalischen Beiträgen und (am Eröffnungswochenende) Performances in Berührung. Der Niederländer Fredie Beckmans beispielsweise schickt sein Publikum in ein Wolkenkuckucksheim, bestehend aus drei etwa zwei Meter hohen Vogelhausattrappen, die er weiß grundiert und dann mit den Namen von Vogelarten beschriftet.

Während Beckmans sich in luftiger Höhe verwirklicht, bleibt die in Portugal lebende Regina Frank mit der Erde verbunden. Auf sandigem Untergrund entsteht ihre Installation Mother Mandala, ein farbenfrohes Rundbild, das sie aus abgelegten Kleidungsstücken gestaltet. Hemden, Blusen, Kleider und T-Shirts wurden ihr nach einem Aufruf in der Presse von Spendern zur Verfügung gestellt. Parallel zum Waldkunst-Symposium entwickelt Regina Frank als artist in residence des Vereins Kultur einer Digitalstadt e. V. digitale Installationen, von denen auch die Besucher des Waldkunstpfades profitieren.

Blickfang sind nicht zuletzt Barbara Beisinghoffs Canopy-Objekte, von denen eines am Böllenfalltor und das zweite in Messel zu sehen ist. Aus jeweils fünf Metallplatten entstanden die beiden Baldachine. Nach vorgefertigten Skizzen wurden sie von der Künstlerin und mehr als 40 fleißigen Helfern perforiert. Wer sich darunter stellt, kann sich dem Zauber des einströmenden Himmelslichtes hingeben und dabei die filigranen Motive bewundern.

Unter die Erde geht Roger Rigorth, der für den Waldkunstpfad sein U-Boot wieder auftauchen lässt. Das Boot war Rigorths Beitrag zum Waldkunstpfad Expeditionen 2004. Vor allem Familien liebten es, weil die Kinder wunderbar darauf herumklettern konnten. Jedoch nagte der Zahn der Zeit an dem Holzkonstrukt, und so sah sich der Verein 2018 aus Gründen der Sicherheit gezwungen, das U-Boot abzubauen. Weil es seither schmerzlich vermisst wird, sorgt der Künstler jetzt für einen Nachfolger an der gleichen Stelle. Ein erfolgreicher, noch andauernder Spendenaufruf macht es möglich.

Zum reichhaltigen Rahmenprogramm des Waldkunstpfades gehört auch in diesem Jahr die Internationale Waldkunstkonferenz, die am 14. August zum achten Mal stattfindet, diesmal im Waldkunstzentrum, wo sich Wissenschaftler, Künstler und andere Experten zum Veranstaltungsthema austauschen. Kindertheater wird es ebenfalls wieder geben, wenngleich in anderer Form, denn die Regisseurin der letzten Waldkunstjahre, Kirsten Uttendorf, ist inzwischen zum Staatstheater gewechselt. Das entstandene Vakuum füllt jetzt das Theater Lakritz.

Waldbummler, Kunstfreunde, Hundebesitzer und Naturliebhaber können den Waldkunstpfad während der siebenwöchigen Eventphase kostenfrei ganz für sich alleine entdecken, indem sie von Kunstwerk zu Kunstwerk bummeln oder sich einfach beim Spaziergang überraschen lassen. Wer mehr Hintergrund möchte und Anekdoten zu den Künstlern mag, schließt sich den öffentlichen Führungen an. Jeden Samstag (außer Eröffnungstag) und Sonntag geht es um 15 Uhr am Infostand los, die Teilnahme kostet acht Euro. Coronabedingt ist die Gruppengröße auf rund 20 Teilnehmer begrenzt. Vor oder nach dem Rundgang lädt der Infostand ein, sich mit Informationen, Lageplan, Kaffee und Kuchen oder Honig aus dem Waldkunstzentrum zu versorgen – geöffnet samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr.

Der Internationale Waldkunstpfad in Darmstadt, vom Verein für Internationale Waldkunst 2002 gemeinsam mit HessenForst und weiteren Partnern ins Leben gerufen, erfreut sich in der Nature-Art-Szene weltweit hoher Aufmerksamkeit. Nachahmer fand er in den zurückliegenden Jahren unter anderem in China, Wisconsin/USA und Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste/Westafrika). In allen Fällen führte Ute Ritschel Regie oder wirkte verantwortlich mit. Die Bedeutung des Internationalen Waldkunstpfades für Darmstadt lässt sich auch daran ablesen, dass Oberbürgermeister Jochen Partsch die Schirmherrschaft übernommen hat.

Der 9. Internationale Waldkunstpfad im Jahr 2018 wurde von rund 30.000 Kulturfreunden und Naturliebhabern besucht. HessenForst schätzt, dass übers Jahr hinweg zusätzlich mehr als 100.000 Waldspaziergänger und Ausflügler mit den Exponaten in Berührung kommen.

Bei der Finanzierung ist der Verein auf Förderer, Sponsoren, Spenden und Verkaufserlöse angewiesen. Willkommen sind Überweisungen auf das Konto:

Verein für Internationale Waldkunst, Sparkasse Darmstadt

IBAN: DE37508501500003011330, BIC: HELADEF1DAS

Weitere Informationen im Internet unter www.waldkunst.com.

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Verein für Internationale Waldkunst e. V.
Ute Ritschel, Kuratorin
Internationales Waldkunst-Zentrum (IWZ)
Ludwigshöhstraße 137, 64285 Darmstadt
Tel. 06151 7899537 oder 714612
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Web www.waldkunst.com

 

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