Nach sieben Wochen ist am Wochenende Schluss, doch die Exponate bleiben noch eine Weile – Veranstalter mit der Verlauf sehr zufrieden
Darmstadt, 2. Oktober 2020. Mit rund 30.000 Besuchern wird am kommenden Sonntag, 4. Oktober, der 10. Internationale Waldkunstpfad im Bessunger Forst enden. Mit diesem Ergebnis, das an die vergangenen Jahre anschließt, ist Kuratorin Ute Ritschel hochzufrieden. Hatte sie noch im Frühjahr mit Ausbruch der Coronakrise befürchtet, die Biennale absagen zu müssen, fühlte sie sich kurz darauf durch zahlreiche Waldbesucher bestärkt, den Schritt doch zu wagen. Zwar musste der ganz große Geburtstagsentwurf, erstmals Künstlerinnen und Künstler aus allen fünf Erdteilen einzuladen, zurückgestellt werden. Doch machten die 15 aus Deutschland und dem europäischen Ausland angereisten Teilnehmer dem kleinen Jubiläum mit meist großformatigen Installationen alle Ehre.
Solange der Witterungseinfluss es zulässt, bleiben die Exponate erhalten und reihen sich ein in den Bestand des großen Freiluftmuseums am Böllenfalltor, in dem es derzeit 44 Exponate zu bewundern gibt. Hinzu kommen drei weitere Installationen im Besucherzentrum des Unesco Welterbes Grube Messel, das erstmals in die Biennale einbezogen wurde.
Mit einem käuflich zu erwerbenden Lageplan oder in den öffentlichen Führungen konnten interessierte Waldbesucher und Kunstfreunde den 2,6 Kilometer langen Kunstpfad zwischen Infozentrum und Ludwigshöhe für sich entdecken. Die größte Aufmerksamkeit erreichte das U-Boot II von Roger Rigorth, eine Nachbildung des von ihm 2004 geschaffenen Wald-U-Boots, das 2018 aus Sicherheitsgründen abgebaut werden musste. Viele Familien hatten die beliebte Holzkonstruktion, auf der die Kinder so wunderbar herumklettern konnten, vermisst. Das auf einer Stahlkonstruktion aufgebrachte Revival hat nun eine Chance auf Unsterblichkeit. Private Spenden in Höhe von 9.000 Euro haben es möglich gemacht, allerdings fehlen noch 1.000 Euro bis zur vollständigen Kostendeckung.
Sehr stabil wirkt auch Rumen Dimitrovs wuchtiger Meditation place
, ein Meditationstempel für eine einzelne Person mit mehreren Ein- und Ausgängen, und auch auf Waltraud Munz-Heiligers BankART-Projekt Blätter
werden sich Waldbesucher die nächsten Jahre ausruhen können. Jede Künstlerin und jeder Künstler hat das Motto der diesjährigen Biennale Kunst/Natur/Identität
auf eigene Weise interpretiert. Barbara Beisinghoff stanzte Himmels- und Erdmotive in zwei Canopys
(Baldachine aus Metallplatten), Regina Frank setzte sich in ihrem Textilkunstwerk Mother Mandala
mit der Wegwerfgesellschaft auseinander, Fredie Beckmans entfloh in sein Wolkenkuckucksheim
, das Duo Florian Huber/Sebastian Weissgerber überrascht mit der Riesenspinne Arthropozän/Lutetiana neli
, Jems Koko Bi lädt auf seine Swing Bridge
ein, Jens J. Meyers The Cube
ist ein aus Stoffbahnen errichtetes, futuristisch wirkendes Gebäude, Sehriban Köksal Kurt sieht sich in ihren gesammelten Naturschätzen Geborgen
, Joachim Silue nennt sein Objekt, das einen Kamm als Symbol der Macht und Unterdrückung darstellt, Mental Slavery
.
Begleitet wurde die Biennale von einem umfangreichen Rahmenprogramm, wozu unter anderem die 8. Internationale Waldkunstkonferenz in Zusammenarbeit mit dem Unesco Geopark Bergstraße-Odenwald und dem Welterbe Grube Messel zählte. Große Nachfrage bestand bei den Familienworkshops am Kinderbauwagen, die an den Sonntagen angeboten wurden. Für Kinder hatte die Theaterinitiative Lakritz
mit jungen Darstellern ein kurzweiliges Programm einstudiert.
Der 10. Internationale Waldkunstpfad wird nicht nur wegen der Coronabedingungen – Teilnehmerbegrenzung, Abstand, Masken – in die Geschichte eingehen, sondern auch wegen der hervorragenden Wetterlage in dieser Zeit. Fast durchweg schien die Sonne und lockte die Menschen bei warmen Temperaturen in den Wald.
Bis zum Ende des Jahres 2020 rechnet der Veranstalter des Waldkunstpfades, der Verein für Internationale Waldkunst, mit 130.000 Waldbesuchern, die Kontakt mit den Kunstwerken haben. Im gleichen Zeitraum werden etwa 150 Veranstaltungen wie Führungen und Workshops mit rund 7.000 Teilnehmern durchgeführt worden sein.
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