Florian Huber und Sebastian Weissgerber (DE)

Arthropozän/Lutetiana neli

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Florian Huber und Sebastian Weissgerber (DE)

Arthropozän/Lutetiana neli

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Biografie

Florian Huber

Schaut man sich die Arbeiten und die Wahl der Materialien an, so scheint es, als erfinde sich der in Hamburg lebende Künstler Florian Huber ständig neu. Seine Werk- und Materialliste ist mittlerweile lang. Sie reicht von riesigen Installationen aus Bauzäunen, über Skulpturen aus Natodraht, in Epoxidharz eingegossene Rückstände unserer Konsum- und Partygesellschaft, monochromen Strukturarbeiten, die wie dreidimensionale Malereien anmuten, bis hin zu tatsächlicher Malerei. Doch auch wenn die Materialien der Werke und ihre Erscheinung so unterschiedlich sind, bleibt sich der konzeptionell arbeitende Künstler Huber in der Wahl seiner Themen stets treu. Hier dreht sich alles um Vergänglichkeit, Konsum (Gesellschaft), die Frage, wann ein Ding nicht mehr bloßer Gegenstand ist, sondern Teil eines Kunstwerks und welche Rolle der Künstler selbst in diesem wertschaffenden System einnimmt bzw. überhaupt noch einnehmen kann.

Sebastian Weissgerber

Sebastian Weissgerber (Jahrgang 1984) kommt aus dem Journalismus und hat seit 2016 Kunst als präferierte Ausdrucksform entdeckt. In seinen konzeptionellen Arbeiten versucht er in Kopf und Körper der Rezipient*innen einzudringen, sie regelrecht zum Nachdenken zu zwingen oder ihnen sogar Schmerzen zuzufügen. Weissgerber hat neben einigen Positionen in der xpon art Galerie in Hamburg, zwei Ausstellungen für das Staatstheater Darmstadt sowie die Wiedereröffnung der Goldenen Nudel Galerie in Ober-Ramstadt kuratiert.

Katalog (Deutsch)

Die Skulptur Arthropozän verweist nicht nur in Ausmaß und Ästhetik auf Louise Bourgeois‘ Maman, sondern greift auch Bourgeois‘ Auseinandersetzung mit ihrer schwierigen Mutterbeziehung auf. Jene Ambivalenz zwischen Beschützerin und Abhängigkeit bis hin zu Furcht übertragen die Künstler Florian Huber und Sebastian Weissgerber auf das zeitgenössische Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

Wir können die Natur überhaupt nur einer ästhetischen Bewertung unterwerfen, weil wir uns von ihr emanzipiert, uns aus ihr herausgenommen und uns mit unserem Kulturbegriff in einen differenten Raum gesetzt haben. An der so gewonnenen qualitativen Kategorie der Natur brechen heute unzählige gesellschaftliche Konflikte auf; geht es um die Bewirtschaftung des Naherholungsgebietes Forst oder anachronistische Natursimulationen wie der Wiederansiedelung von Schad- und Raubtieren in der Kulturlandschaft. Schließlich zwingen uns heute Klimawandel und Coronapandemie, die konstruierte Grenze zwischen Natur und Kultur zu überdenken.

Die Arbeit korrespondiert zudem mit dem jüngst in der Grube Messel entdeckten Spinnenfossil lutetiana neli.

Catalog (English)

The sculpture Arthropocene not only cites Louise Bourgeois‘ Maman in terms of its size and aesthetics, but also reflects Bourgeois‘ handling of her difficult relationship with her mother. The artists Florian Huber and Sebastian Weissgerber take this ambivalence between the protective female and dependency, and it evolves into fear and transfers it to the contemporary relationship between us humans and nature.

We are only capable of subjecting nature to an aesthetic evaluation because we have emancipated ourselves from it, have removed ourselves from nature and placed ourselves in a different space with our concept of culture. Today, numerous social conflicts arise from this qualitative category of nature we have created, whether the dispute be about the management of the forest as a recreation area or anachronistic simulations of nature like the reintroduction of predators and other harmful animals to the cultural landscape. Ultimately, today climate change and the Corona pandemic compel us to rethink the artificially constructed border between nature and culture.

Moreover, the work corresponds with the fossil of a spider lutetiana neli that was recently discovered in the Messel Pit.